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Arlo Parks & „Collapsed In Sunbeams“: Der nächste große Superstar

Arlo Parks & „Collapsed In Sunbeams“: Der nächste große Superstar

Sie ist die vielversprechendste Newcomerin des Jahres, ja vielleicht sogar das Jahrzehnts. Mit ihrem Debütalbum „Collapsed In Sunbeams“ lässt Arlo Parks sich diesen Titel nicht nehmen.

Mir wird warm ums Herz, sobald das Spoken Word-Opening, begleitet von sanften Synths und einem ruhigen Gitarrenriff, beginnt. „Collapsed in sunbeams, stretched out open to beauty however brief or violent /  I see myself ablaze with joy, sleepy eyed, feeding your cat or slicing artichoke hearts„. Arlo Parks trägt so viel Wärme und Innigkeit in ihrer Stimme und ihren Worten. Weich und so weise, voller Fragen und Ungewissheiten, doch niemals unsicher. Die 20-Jährige Londonerin berührt mit ihrer Kunst wie kaum eine andere.

Wäre es zu „normalen“ Zeiten (was ist eigentlich noch normal?) ein Albumrelease gewesen, es wäre mit einer milden Aufforderung gekommen, einen Gang herunterzuschalten. Kurz inne zu halten, tief einzuatmen und das erste Vogelzwitschern nach der Winterpause zu genießen. Jetzt, knietief im x-ten Lockdown, fast bereit zum 1. Jahrestag mit der Pandemie, bringt „Collapsed In Sunbeams“ eine ganz andere Ruhe.

Ein Friedensangebot an die Angst, die einem schwer auf der Brust liegt, ein Hoffnungsschimmer, dass nicht alles gleichgültig und grau sein muss. Sie beendet ihr Gedicht mit einem Satz, den ich nicht anders kann als persönlich zu nehmen: „You shouldn’t be afraid to cry in front of me

Die Welt liebt Arlo Parks. Und das seit ihrer ersten Single „Cola„, die sie Ende 2018 veröffentlichte. Und hätte man sie nach ihrer Debüt-EP „Super Sad Generation“ und bis 2020 noch als Geheimtipp bezeichnen können, so gab es im letzten Jahr kein Vorbeikommen mehr an der charismatischen jungen Frau. Jede*r möchte von ihr schwärmen, sie anderen ans Herz legen, mit ihr sprechen. Und ich gehe da zu 100% mit. Gäbe es irgendwo ein Wettbüro, in dem man auf die nächsten größten Stars setzen könne – ich würde hier all-in gehen.

Ihre Texte sind clever und auf eine simple Weise so emotional, dass man sich ganz ungeniert die Tränen von der Wange wischt. Sie erzählt mit ihren Songs Geschichten, die viel zu groß sind für ein paar Minuten Song, sich doch beim Hören in den eigenen Gedanken entfalten können. Sie erzählt mir in unserem Interview letzten Sommer, dass sie mit 11 Jahren anfing, Gedichte und Geschichten zu schreiben, bis heute täglichen Tagebuch führt und ihre Gedanken in ihrer Kunst verarbeitet. Ich denke gerne und häufig an unser Gespräch zurück. An Arlos warmes Lächeln, dass man selbst durch Telefonhörer und Instagram-Fotos spüren kann. Und wie ihr Debütalbum dieses wohlige einfängt, auf insgesamt 12 Songs verewigt.

I have often felt like I was born under a bad sign wearing suffering like a silk garment or a spot of blue ink looking for light and finding a hole where there shouldn’t be one

Wie Arlo Parks rein musikalisch klingt? Als hätte man die allerbesten Elemente aus Indie, Folk- & Bedroom Pop, R&B und Neo Soul genommen und zu ihrem Signature Sound zusammengewebt. Ruhe und Dynamik, eng umschlungen. Niemals zu laut oder übertrumpfend. Nie zu ausgeblichen, um an Interesse zu verlieren.

Kombiniert mit ihrem einzigartig poetischen Storytelling veröffentlicht die Sängerin zum Beginn eines so unsicheren Jahres mit großer Sicherheit eines der besten Alben 2021. Mit dem Mix aus Coming of Age-Anekdoten und zeitlosen, messerscharfen Beobachtungen, die Arlo aus der Gen Z-Bubble hervorhebt und sich einer breitgefächerten Höher*innenschaft öffnet, ohne auch nur ansatzweise nach etwas zu klingen, was Musikzyniker*innen „Mainstream“ nennen würden.

Das hier ist ein Album, dass inmitten einer globalen Pandemie ebenso funktioniert wie in 5, 10 oder 20 Jahren, wenn wir uns wieder danach sehnen, „mal ein Wochenende zuhause“ zu verbringen. Arlo Parks ist gekommen, um zu bleiben und eine der wichtigsten (und schönsten) Stimmen ihrer Generation zu sein. Und „Collapsed In Sunbeams“ ist erst der Beginn.

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