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Olivia Rodrigo & „SOUR“: Brichst du mir das Herz, brech ich alle Rekorde

Olivia Rodrigo & „SOUR“: Brichst du mir das Herz, brech ich alle Rekorde

Über Nacht wurde sie zum rekordbrechenden Superstar – und mit ihrem Debütalbum geht der Hype erst richtig los.

Als Millennial ist es gesellschaftlich glücklicherweise akzeptiert, durch TikTok bekannt gewordene Songs doof zu finden (zugegebenermaßen gab es 2020 schon einige Schätze wie Beenes „Superlonely“, Doja Cat, „Space Girl“). Aber Anfang 2021, knietief im Lockdown-Seasonal Depression-Neujahrsdemotivations-Loch gefangen, waren wir uns geschlossen einig, dass „driver’s lincence“ ein unanfechtbarer Hit ist.

Der Hype um Disney-Star Olivia Rodrigos erste Debütsingle abseits des „High Schol Musical: The Musical: The Series„-Soundtrack verselbstständigte am zweiten Januarwochenende des Jahres von selbst. YouTube- & Streaming-Zahlen in Millionenhöhe, Pole Position in den Billboard Charts, TikTok konnte über nichts anderes mehr sprechen und Rodrigos (und mein) großes Vorbild Taylor Swift war auch schon mit an Bord des Olivia Rodrigo-Ultras-Hype-Train.

Kollektiv litten wir mit der damals 17-Jährigen, die über ihren neuen Führerschein und den großen Herzschmerz sang. Wie therapeutisch „‚cause you didn’t mean what you wrote in that song about me„-Mitschreien doch war und zugegebenermaßen immer noch ist.

Nicht mal ein halbes Jahr nach diesem geschichtsträchtigen Wochenende war sie bei Jimmy Fallon, hatte ihr Saturday Night Live-Musical Guest-Debüt, trat kurz vorher bei den BRIT Awards auf und veröffentlicht nun ihr Debütalbum „SOUR„. Jetzt blickt die ganze Welt auf Olivia und ihr Album, fragt sich: Bleibt der Hype langfristig bestehen? Die knappe Antwort ist: JA.

SOUR“ ist ein Album für den ersten Herzschmerz, für Coming Of Age-Probleme…und Millennials wie mich, die sich zwischen Steuererklärung, Rückenschmerzen und Retinol die gute alte Teenage Angst zurückwünschen.

Es beginnt mit dem pop-punkigen „brutal„, ein überraschender Einstieg, aber ein richtig guter – Olivia, gib uns ein ganzes Album in diesem Stil! Später zeigt sie auf „good 4 u“ gleich nochmal, wie gut ihr diese Seite steht. #OliviaRodrigo4RockamRing2023 (obwohl dann viele Boomer-Männer erzürnt WeRisTdAS?!!!?1! ins Internet schreiben würden, weil sie seit 20 Jahren nur Metallica hören).

Im Mittelpunkt von „SOUR“ stehen aber ganz klar die großen, herzzerreißenden Balladen: „happier„, „traitor„, „1 step forward, 3 steps back“ samt Taylor Swift-Sample und den magischen Zahlen (if you know you know), „enough for you„, „favorite crime„. Da wird der verjährte Herzschmerz plötzlich wieder ganz akut und es fällt schwer, diese Songs nicht an Menschen zu schicken, mit denen man zuletzt auf dem Abiball vor acht Jahren gesprochen hat. Aber hey, wir reißen uns zusammen und we’re all in this together, diesen Fehler nicht zu begehen!

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Tracks wie die LGTBQAI+-Ally-Hymne „hope ur ok„, mein Dauerohrwurm „deja vu“ und dem bassigen Rocktrack „jealousy, jealousy“ runden „SOUR“ ab. Olivia beweist auf ihrem Debütalbum eine Mischung aus Vielfältigkeit, das Talent für große Lyrics, Mitsing- & -fühlgarantie. Und alles in allem eine sich durchziehende Qualität, die ich tatsächlich gar nicht erwartet hätte.

Fazit: Boys will be boys, aber wir haben immerhin einen neuen Soundtrack dafür. Oder in Olivia Rodrigos Fall: Brichst du mir das Herz, breche ich alle Rekorde. Ich freue mich schon, wenn wir uns auf Tour alle in der letzten Reihe treffen, um so laut Zeilen wie „But I still fuckin‘ love you, babe“ und „And I’m not cool and I’m not smart and I can’t even parallel park“ mitzuschreien, als müssten wir am nächsten Tag nicht zurück in unseren 9 to 5-Job.

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